Harold Hammer-Schenk
1981

Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert

Das vorliegende Werk stellt die fast unbekannt gebliebenen und heute weitgehend nicht mehr vorhandenen Kultbauten der Juden in Deutschland anhand von Abbildungen, Plänen, zeitgenössischen Analysen und Interpretationen vor. Die vielfältigen Möglichkeiten einer nur geduldeten Minderheit, die sich mit ihren Bauten in einer feindlichen Umwelt darzustellen versuchte, werden über die architektonische Gestalt der Synagoge erfaßt und deutlich gemacht. Die Darstellung führt von den gleichsam getarnten Bauten des 18. Jahrhunderts über erste aufwendige Formen zu den riesigen "maruischen" Kultbauten der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, als man glaubte, einen "eigenen" Baustil gefunden zu haben. Bald aber setzte sich die Einsicht durch, daß diese orientalisierende Architektursprache nur die Außenseiterposition betonte und neue Vorurteile weckte.

Die folgende Identitätssuche im baulichen Bereich diente vor allem dem Nachweis der erreichten Emanzipation; sie führte nach dem I. Weltkrieg dazu, modernste Architekturformen für die Synagogen zu verwenden, um - unabhängig von historischen und nationalen Bauformen - zu einer architektonischen Integration zu gelangen. Dabenen ist das reich illustrierte Werk zugleich ein Beitrag zur allgemeinen Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Hierbei ist von Bedeutung, daß in der Baugattung der Synagoge zeitgenössische Strömungen markanter zum Ausdruck kommen als bei anderen Bauformen.

 

Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden - Band VIII