Jedes zehnte Holocaust-Opfer stammte aus Ungarn in seinen damaligen Grenzen. 500.000–600.000 Jüdinnen und Juden sowie Roma*nja wurden von den Nationalsozialisten und ihren ungarischen Verbündeten ermordet. Die Namen dieser Verfolgten sind bis heute mehrheitlich unbekannt. 80 Jahre nach dem Holocaust in Ungarn setzt sich ein transnationales Forschungs-und Erinnerungsprojekt zum Ziel, das Schicksal der deportierten Frauen, Männer und Kinder zu erforschen, aufzuarbeiten und vor dem Vergessen zu bewahren. Gemeinsam mit Partnerinstitutionen in Ungarn, Rumänien und der Slowakei wird das Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) eine digitale Gedenk-und Forschungsinfrastruktur aufbauen.

Das IGdJ koordiniert die Archivrecherchen zur Erfassung möglichst vieler Namen und Geschichten derjenigen, die in die Konzentrationslager im norddeutschen Raum deportiert wurden. Dank der guten Zusammenarbeit mit den KZ-Gedenkstätten Neuengamme und Bergen-Belsen und die intensiven Recherchen der beiden Projektmitarbeiter:innen konnten in den letzten Monaten bereits umfassende Daten zusammengetragen und teilweise neue Informationen ergänzt werden.

Ziel ist es nun, die gewonnenen Erkenntnisse zusammenzuführen und in einer öffentlichen Präsentation zugänglich zu machen. Eine erste Präsentation wird im September 2024 stattfinden.

Das Projekt „Digitale Gedenk- und Forschungsinfrastruktur – Der Holocaust in Ungarn 80 Jahre später“ (HUNGMEM) wird in Zusammenarbeit mit dem Ungarisch-Jüdischen Museum und Archiv in Budapest, dem Rumänischen Institut für Forschung über nationale Minderheiten und der Jüdischen Gemeinde in Komárno durchgeführt. Das Projekt wird von der EU-Kommission im Rahmen des Förderprogramms CERV –Citizens, Equality, Rights and Values unterstützt. Die internationale Zusammenarbeit bietet die einmalige Chance, neue Impulse für die Forschung zum Holocaust zu liefern, indem in verschiedenen Archiven verstreute Quellen ausgewertet werden, um Transportwege und individuelle Biografien zu rekonstruieren.