Migrationsgeschichte, Zeitgeschichte und Gegenwartsforschung, Jüdische Lebenswelten im Hamburger Raum

Sach- und Reisekosten gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung

Die Geschichte der Hamburger persischen Jüdinnen und Juden steht exemplarisch für eine in Deutschland einzigartige jüdische Nachkriegsgeschichte. Sie nahm ihren Anfang mit der Einwanderung von Juden aus Iran in den 1950er-Jahren und endete im Verlauf der 1990er-Jahre durch die erneute Immigration dieser Menschen in die USA und nach Israel. Die Migration der persisch-jüdischen Männer und Frauen nach Deutschland wurde durch die besonderen lokalen Voraussetzungen des Hamburger Freihafens begünstigt und führte zum erfolgreichen Aufbau von globalen Handelsbeziehungen, insbesondere im Teppichhandel. In deren Folge wuchs die Gemeinschaft auf ca. 300–400 Personen an, die den Wiederaufbau des sozialen wie religiösen jüdischen Lebens in der Hansestadt bis weit in die 1990er-Jahre entscheidend mitprägte.

Die Erforschung der persisch-jüdischen Diaspora in Hamburg lenkt den Blick in mehrfacher Hinsicht auf eine andere jüdische Erfahrungsgeschichte, anhand derer sowohl lokalhistorische Aspekte als auch zeitgeschichtliche Veränderungen und Geschehnisse, wie z. B. die islamische Revolution von 1979 in Iran, kontextualisiert werden können. Dank eines genaueren Blicks auf die familiären Verbindungen, die sozialen und geschlechtsspezifischen Strukturen sowie innerjüdische Diskurse kann ein solches Projekt eine deutschlandweit einmalige jüdische Migrationsgeschichte aufzeigen und nicht nur die Verschränkung von lokaler und globaler Geschichte, sondern auch die Vielstimmigkeit jüdischer Perspektiven sichtbar machen, die die Reetablierung jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland bereits in seinen Anfängen kennzeichnete.

Ziel des Projekts ist es, diese jüdische Nachkriegsgeschichte anhand von Text- und Bildquellen sowie durch lebensgeschichtliche Interviews mit Angehörigen der ersten und zweiten Generation der Gruppe der persischen Juden zu erforschen und darzustellen. Damit soll auch ein Beitrag zur jüngeren jüdischen Geschichte Hamburgs geleistet werden, die durch Prozesse der Migration gekennzeichnet ist und lokalgeschichtliche wie transnationale Perspektiven miteinander verknüpft.

Dr. Karen Körber
040 42838-2935
Karen.Koerber[at]igdj-hh.de