
Ort: Universität Hamburg, Hörsaal D Philturm
Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich das Konzept der Reparationen dramatisch: Erstmalig wurden zivile Opfer staatlicher Gewalttaten entschädigungswürdig. So entstand in Deutschland seit 1945 im Verlauf von Jahrzehnten ein umfangreiches Wiedergutmachungsprogramm, das gegenwärtig zum Abschluss kommt. Oftmals wird die deutsche Wiedergutmachung in teleologischer Weise erzählt, wobei vor allem die allmähliche Einbeziehung von immer weiteren Verfolgtengruppen sowie umgekehrt die noch bestehenden Defizite hervorgehoben werden. Auf die-se Weise wird die Geschichte der Wiedergutmachung in erster Linie zu einer chronique scandaleuse, d.h. wahlweise zu einer Geschichte eines unerfüllten oder unerfüllbaren Versprechens. Dieser Vortrag will sich dagegen vor allem mit der Geschichte des hier enthaltenen Versprechens selbst auseinandersetzen: Wie veränderten sich also im 20. Jahrhundert die Erwartungen, dass massenhafte staatliche Gewalt entschädigt werden sollte? Und wo liegt dabei der besondere historische Ort von 1945?
Prof. Dr. Constantin Goschler (Ruhr-Universität Bochum)
Moderation: Prof. Dr. Kirsten Heinsohn (FZH)
Vortragsreihe Kriegsende 1945 in Europa. Ereignisse, Erfahrungen, Deutungen
Im Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. In den sechs Jahren zuvor hatten bis dahin unvorstellbare Kriegsverbrechen und Gewaltexzesse unter deutscher Führung in ganz Europa stattgefunden. Millionen Menschen wurden rassistisch oder politisch verfolgt, Millionen wurden während und nach dem Krieg vertrieben, Millionen Menschen wurden ermordet. Inmitten dieses Geschehens entfaltete sich der Völkermord an den europäischen Juden, der Holocaust. Das Kriegsende verbanden Viele mit der Hoffnung auf Frieden, die Bestrafung der Schuldigen und die Rückkehr in ein freies Leben. Doch wurden die Erfahrungen und Ereignisse höchst unterschiedlich gedeutet. Die Vorlesungsreihe nimmt diese differenten Erfahrungen und Deutungen zum Ausgangspunkt, um ausgewählte Themen zur Bewältigung des Kriegsendes vorzustellen.
Die Reihe wird veranstaltet von Arbeitsbereich Deutsche Geschichte des Fachbereichs Geschichte (Universität Hamburg), Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Institut für die Geschichte der deutschen Juden
Bild: Bundesarchiv, Bild 183-M1015-332, Fotograf: Otto Donath