
Ort: Universität Hamburg, Hörsaal D Philturm
Die letzten Tage des NS-Regimes Ende April/Anfang Mai wurden in Hamburg mit großer Anspannung erlebt. Würde NS-Gauleiter Kaufmann die Stadt gemäß dem Befehl aus Berlin gegen die britische Armee, die bereits bis zur Stadtgrenze vorgerückt war, zur Festung erklären und damit weitere Gewalt, Tote und Zerstörung provozieren? Oder gab es genug Kräfte in der Stadt, die NS-Führung zu einer kampflosen Übergabe zu bewegen? Während die deutsche Mehrheitsgesellschaft zwischen Angst und Hoffnung schwankte, harrten die Zehntausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, KZ-Verhäftlinge, versteckte Jüdinnen und Juden ihrer Befreiung, auch in den letzten Kriegstagen immer noch tödlich bedroht wie die grausamen Morde an den Kindern in der Schule am Bullenhuser Damm beweisen.
Prof. Dr. Michael Wildt (HU Berlin/ Hamburg)
Moderation: Prof. Dr. Kirsten Heinsohn (FZH)
Vortragsreihe Kriegsende 1945 in Europa. Ereignisse, Erfahrungen, Deutungen
Im Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. In den sechs Jahren zuvor hatten bis dahin unvorstellbare Kriegsverbrechen und Gewaltexzesse unter deutscher Führung in ganz Europa stattgefunden. Millionen Menschen wurden rassistisch oder politisch verfolgt, Millionen wurden während und nach dem Krieg vertrieben, Millionen Menschen wurden ermordet. Inmitten dieses Geschehens entfaltete sich der Völkermord an den europäischen Juden, der Holocaust. Das Kriegsende verbanden Viele mit der Hoffnung auf Frieden, die Bestrafung der Schuldigen und die Rückkehr in ein freies Leben. Doch wurden die Erfahrungen und Ereignisse höchst unterschiedlich gedeutet. Die Vorlesungsreihe nimmt diese differenten Erfahrungen und Deutungen zum Ausgangspunkt, um ausgewählte Themen zur Bewältigung des Kriegsendes vorzustellen.
Die Reihe wird veranstaltet von Arbeitsbereich Deutsche Geschichte des Fachbereichs Geschichte (Universität Hamburg), Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Institut für die Geschichte der deutschen Juden
Bild: Bundesarchiv, Bild 183-M1015-332, Fotograf: Otto Donath