04.07.2025

Bericht vom Workshop im IGdJ am 1. Juli 2025

Am 1. Juli fand am Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) ein ganztägiger Workshop unter dem Titel „Digital Holocaust Memory and Research – die großen Unbekannten von der Bereitstellung bis zur Nutzung“ statt. In fünf Vorträgen wurden von den Referentinnen und Referenten zentrale Aspekte der Digital History sowie digitaler Vermittlungs-Tools beleuchtet. Der Vormittag stand unter dem Themenschwerpunkt „Quellen als Daten. Unsichtbare Entscheidungen – unbekannte Nutzung“.  Vorgestellt wurden unter anderem die Herausforderungen der digitalen Textanalyse (Helena Geibel, IGdJ) sowie die (Re)Produktion historischen Erfahrungswissens im digitalen Raum (Esther Rachow, Hebrew University of Jerusalem). Außerdem wurde die oft vernachlässigte Perspektive auf die Zielgruppen und Nutzenden digitaler Formate adressiert und diskutiert (Tobias Ebbrecht-Hartmann, Hebrew University of Jerusalem). Nach einer gemeinsamen Mittagspause begann der zweite Block mit dem Schwerpunkt „Digitale Holocaust-Vermittlung. Neue Formate – neue Fragen“ und richtete den Fokus auf konkrete Projekte der digitalen Holocaust-Erinnerung. Ernst Hüttl (LMU München) stellte die Initiative „Lernen mit digitalen Zeugnissen (LEDIZ)“ vor, während Nicole Mattern (Kinder vom Bullenhuser Damm e.V.) das Serious Game „Erinnern. Die Kinder vom Bullenhuser Damm“ zur interaktiven Geschichtsvermittlung präsentierte. Nach jedem Vortrag gab es Raum für einen vertiefenden Austausch, bei dem die Themen gemeinsam mit dem Plenum und den Referentinnen und Referenten reflektiert und Fragen diskutiert wurden. In der Abschlussdiskussion fassten die Moderatorinnen Helena Geibel, Anna Menny (IGdJ) und Esther Rachow die zentralen Erkenntnisse des Workshops zusammen. Als zentrale Themen für die digitale Forschung und Vermittlung, machten sie das wechselseitige Zusammenwirken von analogen und digitalen Methoden und Räumen, die Vermittlung von Kompetenzen (data literacy, digitale Quellenkritik, Medienkritik) sowohl auf Seite der Forschenden und Produzierenden als auf Seite der Nutzenden, die Rahmenbedingungen und Ressourcenfragen aus.  Diese stehen einer Nachhaltigkeit und Langfristigkeit oftmals entgegen, jedoch Partizipation, Kokuration und (interdisziplinäre) Kollaboration zeichnen digitales Arbeiten aus. Besonders unterstrichen sie die Notwendigkeit einer kritischen Reflexion des eigenen Handelns, verbunden mit einer transparenten Offenlegung der Auswahl- und Entscheidungsprozesse. Nur so können die jeweilige Perspektivengebundenheit deutlich und die bereitgestellten Daten / Inhalte les- und interpretierbar gemacht werden. Gerade im Hinblick auf eine zunehmend Daten gestützte Forschung oder ein digitales Vermitteln, Leerstellen und Unschärfen sichtbar zu machen. Gerade für letztere Aspekte, die letztlich das gesamte Fach betreffen, scheint die Digital Jewish History eine Chance zu bieten, da sich hier neue Reflexions- und Diskussionsräume eröffnen.