22.05.2023

Filmgeschichte von „Metropolis“ bis „Good bye, Lenin!“

Als historische Quellen weisen Filme auf die Vielgestalt der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts hin. Sie machen kollektive Vorstellungen sichtbar, transferieren also gesellschaftliche Wahrnehmungen und Denkweisen in ein audiovisuelles Medium. Dabei spielen Filme zu jüdischen Themen eine wichtige Rolle. Im DEFA-Klassiker „Affäre Blum“ (1946) beispielsweise wird der antisemitische Justizskandal um den Fabrikanten Rudolf Haas (im Film Jakob Blum), der Magdeburg in den Jahren 1925/26 erschütterte, im Stil eines spannungsgeladenen Krimis für ein Massenpublikum auf die Leinwand gebracht. Dabei wird die krisengeschüttelte Weimarer Republik, in der Juden wie Rudolf Haas oder der ebenfalls im Film erwähnte Walter Rathenau gefährlich lebten, zur Negativfolie für das im Aufbau befindliche neue sozialistische Deutschland mit seinen Gleichheitsversprechen.

 

„Affäre Blum“ ist einer von zahlreichen deutschen Filmen, die in dem bei Wallstein verlegten Buch „Deutsche Filmgeschichten. Historische Portraits“ analysiert werden. Der Band wurde von Kim Wünschmann gemeinsam mit Anette Schlimm und Nicolai Hannig herausgegeben. Er ist zur Emeritierung von Margit Szöllösi-Janze erschienen, die in über dreißig Jahren ihrer Tätigkeit als Historikerin und Hochschullehrerin immer wieder wichtige Impulse zur Beschäftigung mit Film und Fernsehen in Forschung und Lehre gesetzt hat. Die Schwerpunkte ihrer vielfältigen Arbeit zur Geschichte des Nationalsozialismus, der Wissens-, Rechts- und Familiengeschichte finden sich nun auch in diesem Buch wieder, werden durch die Linse des Films betrachtet, quer- und neu gelesen.

 

Die Publikation wurde von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung unterstützt.