Das Leben der Juden in Hamburg, wo sie im 17. Jahrhundert zur Belebung der Wirtschaft willkommen geheißen, von der Kirche und weiten Teilen der Bevölkerung jedoch abgelehnt wurden, barg viel Stoff für Konflikte, die in diesem Buch erstmals profund dargestellt werden. Heute, wie seit Jahrhunderten, wird die Entscheidung Einwanderer aufzunehmen stark von ökonomischen Motiven bestimmt. Als ab 1590 portugiesische Juden als Flüchtlinge in Hamburg eintrafen, kam dies dem Rat der Stadt entgegen, denn es handelte sich zumeist um Großkaufleute mit weitreichenden Handelsbeziehungen nach Übersee und zur Iberischen Halbinsel. Auf scharfe Ablehnung stießen die jüdischen Einwanderer im konfessionell von der lutherischen Orthodoxie bestimmten Hamburg jedoch bei der Geistlichkeit und in bürgerlichen Kreisen. Während die Prediger die Bevölkerung mit judenfeindlicher Polemik von der Kanzel beeinflußten und so Spannungen in der Stadt schürten, gingen die Bürger auf der politischen Ebene gegen die Juden vor. In einer Epoche, in der politische Entscheidungen immer auch religiös geprägt waren, hatte dies bittere Folgen für die Juden: Sie erhielten zwar wirtschaftliche Rechte, wurden aber über lange Zeit hinweg an der Ausübung ihrer Religion gehindert und durften in Hamburg weder eine Synagoge noch einen Friedhof unterhalten. Anhand bislang unerschlossener Quellen untersucht Jutta Braden diesen mehr als hundert Jahre andauernden Konflikt, der schließlich zur Abwanderung vieler portugiesischer Juden nach Amsterdam führte.
Jutta Braden
Jutta Braden, geb. 1950, Dr. phil., arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Rechtspflegerin zunächst im Justizdienst und studierte anschließend Geschichte an der Universität Hamburg. Seit ihrer Promotion 1999 ist sie als freie Historikerin in Hamburg tätig.
Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden - Band XXIII